Die Motorrad Inspektion am nächsten Tag verläuft leider nicht erfolgreich. Der Starter der Husqvarna dreht nicht mehr durch, Filter und Leitungen wurden zwar erneut geprüft, ich jedoch kann kein Problem feststellen.
Da es hier keinen Mechaniker gibt, der sich auskennt und ich nur mehr 200km von Kathmandu entfernt bin, beschließe ich mich auf die Suche nach einer Transportmöglichkeit zu machen. Meine Spedition, Unio Export, kann mir hier innerhalb kürzester Zeit einen Fahrer organisieren, welcher mich in Pokhara abholt.
Am späteren Nachmittag kommt der Fahrer bei meinem Hotel an und wir können das Motorrad inkl. Gepäck auf seinem Pickup verladen. Da wir keine Rampe für das Motorrad haben, müssen uns ein paar Angestellte vom Hotel beim Hochheben des Motorrads helfen. Zum Glück ist die Husqvarna 701 nicht allzu schwer.
Die Fahrt mit diesem Fahrer ist äußerst spannend. Er scheint die lokalen Verhältnisse bestens zu kennen und überholt wo er nur kann. Die Straße ist in einem mittelmäßigen Zustand und es fahren hier sehr viele LKWs. Trotzdem können wir Kathmandu in 5 Stunden erreichen.
Hier treffe ich zum ersten mal auf Ganesh, einem Angestellten von Unio Export. Er hat für mich den Fahrer organisiert und wird von nun an das restliche Handling vom Motorrad übernehmen. Preis wurde zwar grob vorab geklärt, bin dennoch auf die Tatsächliche Summe gespannt.
Nachdem das Motorrad entladen wurde, bringt mich der Fahrer zu 2 Freunden aus der Heimat. Barbara und Sascha kommen beide aus Österreich und leben nun seit 4 Jahren in Nepal. Ich kenne beide von unserer gemeinsamen Ausbildung an der Fotoakademie.
Dort angekommen werde ich von ihnen herzlich empfangen. Es tut gut wieder Menschen aus der Heimat zu treffen. Die nächsten Tage kann ich in ihrem Haus verbringen und erzähle ihnen von meiner Reise. Barbara hilft mir, mich hier zurecht zu finden. Die Stadt selbst ist chaotisch und die Luftqualität ist sehr schlecht.
Im Zentrum befinden sich jede menge Shops mit Ausrüstung für Trekking Touren, Kleidung und Souvenirs. Tolle Anlaufstelle für die meisten Touristen.
Bei Ganesh im Büro klären wir alle weiteren Formalitäten für das Verschicken meines Motorrads. Dieses wird mit Luftfracht zurück nach Österreich gesendet. Als ich zum ersten mal die Rechnung von ihm sehe, bin ich nicht wirklich erfreut, diese ist nun 300 USD höher als ursprünglich ausgemacht. Seiner Ansicht nach müssen wir die Kiste größer bauen, ich bin jedoch der Ansicht, dass wir die Kiste so klein wie nur möglich machen sollten, und das Motorrad in der Kiste Niederspannen. Durch den großen Federweg der Husqvarna 701 sollte hier einiges gut zu machen sein.
Am nächsten Tag fahre ich mit Barbara zum Cargo-Gebäude beim Flughafen und wir machen das Motorrad und die Kiste fertig. Hier sind nun 10 Arbeiter, die beim Einpacken helfen. Das Ganze funktioniert soweit ganz gut, trotzdem ist die Kiste 15cm höher als nötig. Ich versuche das wiederholt Ganesh und seinen Mitarbeitern mitzuteilen, leider wird die Kiste nicht mehr geändert! Ich bin sauer, man hätte hier noch einiges an Volumen einsparen können. Die Kiste selbst wurde gut Zusammengebaut und nachdem das Carnet de Passage vom Zoll gestempelt wurde, sind wir hier fertig.
Der Gesamtpreis, für das Verschicken meines Motorrads von Nepal nach Österreich, beträgt schlussendlich 1400USD. Meine Kiste hätte ein Gewicht von 310kg transportieren können, welches wir nicht mal ansatzweise ausgenutzt haben (230kg).
Das Carnet de Passage schicke ich via DHL an meine Eltern nach Österreich. Sie werden für mich die Kiste in ein paar Tagen vom Wiener Flughafen abholen und müssen die letzte Seite im Carnet vom österreichischen Zoll Stempeln lassen. Damit wird die Wiedereinfuhr des Fahrzeugs bestätigt und ich kann das Carnet zurück zum ADAC senden.
In den folgenden Tagen zeigt mir Barbara die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie kennt sich unglaublich gut aus und hat sich mit der Geschichte der Stadt und Religionen beschäftigt.
Wir starten unsere Tour mit dem Swayambhunath Tempel. Hier tummeln sich viele Menschen bereits am Morgen. Vorrangig Einheimische, welche hier ihre Gebetsrunden um die Stupa gehen. Erst nach und nach kommen die ersten Touristengruppen an.
Ein weiteres Sehenswertes Highlight ist die Stupah von Bodnath. Der Stupa wird gerade von einigen Helfern mit Blumenketten verziert. Vermutlich findet hier bald ein Fest statt.
Gegen Abend besuchen wir Pashupatinath. Die Anlage ist sehr schön und es befinden sich jede menge alter Gebäude im Gelände. Leider findet man hier kaum Informationen über diese Gebäude. Teile der Anlage sind nur für Hindus zugänglich. Die Tempel hier stellen einen der heiligsten Plätze für Hindus dar. Für viele ist es wichtig hier am Fluss, Bagmati, nach ihrem Tod verbrannt zu werden. Wir sehen uns einige der Zeremonien an.
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals recht herzlich bei Barbara und Sascha für ihre große Gastfreundschaft bedanken. Es war eine tolle Zeit mit euch in Nepal.
In der Zwischenzeit ist bereits mein Motorrad in Österreich angekommen und konnte von meinen Eltern am Wiener Flughafen abgeholt werden. Man muss sich hier eine Spedition organisieren, welche einem die Kiste vom Cargo Bereich zum Fahrzeug transportiert. Auch das Abstempeln des Carnets muss in Österreich bezahlt werden (120€). Bis auf die unerwarteten Kosten, hat es keine Probleme gegeben.
Ich habe mein Ziel nach fünf einhalb Monaten erreicht, 30.000km zurückgelegt, unbeschreiblich tolle Landschaften und Städte gesehen und Freunde fürs Leben gewonnen. Diese Zeit war unglaublich und ist wie im Flug vergangen. Es gab Tage die einzigartig waren und es gab Tage die man lieber wieder vergisst. Ich kann diese Route jedem nur empfehlen. Die Kulturen / Länder die man hier zu Gesicht bekommt, sind einzigartig und abwechslungsreich.
Obwohl mein Motorrad bereits in Österreich steht, ist für mich an dieser Stelle die Reise nicht vorbei. Für mich geht es weiter nach Hongkong, wo mich bereits jemand ganz gespannt erwartet.