Heute ist der große Tag, auf den alle gewartet haben. Die Ganze Reiseplanung hat sich nach diesem Datum gerichtet und die Kosten für die Agentur in China haben bei jedem ein Loch in der Reisekassa hinterlassen.
Wir machen uns früh auf den Weg, Treffpunkt auf bei der chinesischen Grenze um 10:30. Die Fahrt dorthin ist spektakulär, permanent hat man eine schneebedeckte Bergwand auf der rechten Seite, welche die natürliche Grenze zwischen Kirgistan und Tajikistan bildet.
Die Ausreise verläuft für mich stressfrei, Samuel und Mark haben hier jedoch Probleme. Beiden fehlen die benötigten Zollpapiere, welche beim Einreisen ausgeteilt wurden. Ich und meine Gruppenkollegen Eloy und Lucy, warten eine Weile auf die anderen, beschließen jedoch weiter zur chinesischen Grenze zu fahren.
Wir erreichen die Grenze kurz vor deren Mittagspause (Grenze wird für 3 Stunden geschlossen!) und unser Guide lässt uns noch auf die andere Seite. Reisepass und Motorrad Check werden erst nach der Mittagspause durchgeführt. Eine unglaublich öde Warterei, man kann hier absolut nichts machen.
Nach der Mittagspause wird die Grenze wieder geöffnet und wir können fortfahren. Reisepass und Taschen werden jetzt überprüft. Beim Inspizieren von meiner Campingausrüstung fällt dem Grenzbeamten mein Glock Messer auf. Dieses ist seiner Ansicht nach zu gefährlich und wir mir abgenommen.
Danach werden wir gefragt, ob wir irgendwelche elektronischen Gerätschaften bei uns haben, Handy, Kamera, Laptop. Meine Kamera ist bereits im Van von unserem Guide und wird somit nicht gecheckt. Das ich einen Laptop dabeihabe, gebe ich nicht an, einzig mein Handy muss ich zur Kontrolle abgeben.
Während die Beamten mein Handy kontrollieren muss mein Motorrad durch den X-Ray Scanner.
Nach diesem Check sind wir soweit fertig und erhalten unsere Handys wieder zurück. Hier wurde in der Zwischenzeit irgendeine Software installiert. Mir gefällt diese Tatsache ganz und gar nicht und bin sehr skeptisch. Es scheint zwar nur eine Software zum registrieren der IMEI zu sein, aber wer weiß das schon.
Neben unserem Van parkt ein Bus mit chinesischen Touristen. Nach einer Weile kommen die ersten auf uns zu und fragen wo her wir kommen und ob sie Fotos mit uns machen können. Nachdem wir einwilligen geht es mit dem Fotoshooting los. Speziell die Damen haben ihren Spaß dabei und stellen sich in den unterschiedlichsten Gruppenkonstellationen zu mir. Dies ist eine lustige Abwechslung zu der 3 stündigen Warterei davor.
Da nun alles erledigt ist, können wir endlich los fahren. Fahren hier auf super Straßen durch eine sehr karge und menschenleere Region. Ab und zu sieht man Siedlungen, welche mit Stacheldraht umzäunt und vom Militär/Polizei bewacht werden.
Nach 120km erreichen wir den Zoll-Checkpoint und müssen hier schon wieder warten, 2 Stunden Dinner-Pause. Nach der Pause wird erneut das Handgepäck und der Reisepass kontrolliert.
Einer der Beamten scheint jedoch ein Problem mit Lucys China Visa zu haben, da er die Visa Nummer nicht im System finden kann. Seiner Ansicht nach ist dieses Visa nicht echt und sie soll die Botschaft in Spanien anrufen, welche ihr das Visa ausgestellt hat.
Unser Guide versucht zwar alles Mögliche um das Problem zu lösen, doch der Beamte bleibt stur und macht rein gar nichts.
Diese Angelegenheit dauert 2 Stunden, bis jemand von den anderen Beamten bei der Botschaft in Peking anruft und sich die Echtheit des Visa bestätigen lässt. Alle sind sichtlich genervt von der Unfähigkeit dieser Beamten hier.
Die Motorräder müssen heute über Nacht hier bleiben, wir können jedoch das Gepäck schon zum Hotel mitnehmen. Den Rest der Strecke nach Kashgar fahren wir mit dem Van und erreichen das Hotel um 1Uhr, Peking Zeit. Das Hotel ist zum Glück wirklich sehr schön und die Zimmer sind super. Habe mir auf der gesamten Reise kein solches Hotel gebucht.
Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück wieder zum Zoll-Checkpoint. Wir erreichen diesen jedoch wieder in der Mittagspause und dürfen erneut 3 Stunden warten. Auch die andere Gruppe ist zeitgleich mit uns hier und muss warten. Uns allen stellt sich die Frage, warum wir nicht am Nachmittag herkommen konnten.
Nach der Mittagspause geht es genauso schleppend weiter und wir warten weitere 2 Stunden bis wir plötzlich ohne Motorrad-Check losfahren dürfen. Wir setzen uns so schnell wie möglich auf unsere Motorräder und fahren los, bevor es sich hier noch jemand anders überlegt.
Beim Hotel erklärt uns unser Guide, dass heute Abend der Agentur Chef vorbeikommt und uns über den weiteren Ablauf informiert.
Als wir diesen am Abend treffen, erklärt er uns, dass wir bereits morgen nach Tashkurgan weiterfahren können. Laut unserem Plan hätten wir noch eine weitere Nacht in Kashgar verbracht und wären erst dann nach Tashkurgan gefahren. Da wir nun einen Tag einsparen, verlange ich einen Teil des Geldes zurück. Doch der Kerl ist stur und gibt uns keinen Nachlass.
Als wir am nächsten Morgen auf unseren neuen Guide treffen, erzählt uns dieser, dass sein Fahrer eine Panne mit dem Auto hat und wir in der Zwischenzeit alleine losfahren können. Diese Idee lehnen wir strikt ab, haben wir doch in den vergangenen Tagen gesehen, wie zeitraubend und bürokratisch hier alles abläuft. Nach einer Stunde kommt ein Ersatzfahrer zum Hotel und wir können losfahren. Lucy sitzt heute nicht am Sozius und macht es sich stattdessen im Auto gemütlich.
Unser erster Stopp führt uns zu einer Tankstelle an der auch Auswärtige tanken können. In Kashgar, bzw. der gesamten Region können an den restlichen Tankstellen nur einheimische mit ihrer ID Karte tanken. Auf einmal hat unser Fahrer die Spitzenidee einen Kumpel von ihm abzuholen und wir müssen erneut in das Stadtzentrum.
Bei einer Kreuzung bleibt er kurz stehen und lässt Lucy und den Guide aussteigen. Er fährt alleine weiter und wir sollen hier warten. Nach etwa 15min kommt er wieder, Lucy und der Guide steigen ein und das Auto fährt ohne auf uns zu warten los.
Ich und Eloy sind nicht darauf gefasst, wir versuchen so schnell wie möglich alles anzuziehen, leider bin ich etwas zu langsam und verliere den Anschluss an die Gruppe. Da ich niemanden sehe, fahre ich meinem Navi nach, es wird sicher in den nächsten Kilometer ein Checkpoint sein bei dem wir wieder aufeinander treffen.
Beim nächsten Checkpoint angekommen, fehlt jede Spur von meiner Gruppe. Zum Glück kommt in der Zwischenzeit die 2. Gruppe an und deren Guide kann meine Gruppe kontaktieren. Etwa 10 Minuten später taucht meine Gruppe auf. Ich bin stinksauer und erkläre meinem Guide, dass er so etwas nie wieder machen soll bzw. den Fahrer davon abhalten soll, schließlich bezahlen wir hier viel Geld für diesen Service.
Nach 2 Kilometer bleiben wir stehen und ich traue meinen Augen nicht. Der Guide der 2. Gruppe sitzt nun in unserem Auto. Das hat jedoch von der anderen Gruppe keiner mitbekommen. Gerry fährt mit seinem Landrover an der Kreuzung falsch ab, unser Fahrer fährt ihm sofort nach.
Kurz darauf kommen die Motorradfahrer. Diese können wir jedoch noch rechtzeitig darauf aufmerksam machen. Nun sind alle stocksauer auf die Unfähigkeit unserer Guides.
Danach geht es spannend weiter. Unser Fahrer schaltet in den Rennmodus und überholt, wo er nur kann. Wir haben wirklich zu tun, nicht den Anschluss zu verlieren. Bei einer Mittagspause in einem traditionellen chinesischen Restaurant können wir etwas abspannen. Esse hier zum ersten Mal nach langer Zeit mit Stäbchen, klappt jedoch ganz gut.
Nach dieser Pause wird die Strecke spannender und wir können vorausfahren. Die Straße ist in einem spitzen mäßigen Zustand. Bei einem Stausee bleiben wir kurz stehen und mache einige Fotos. Das Wasser leuchtet in einem kräftigen Blau und auf der anderen Seite sieht man tolle Sanddünen.
Da nicht alle über eine große Reichweite verfügen, bleiben unsere Guides bei einer kleinen Ortschaft mit Tankstelle stehen. Ich, Gerry, Paula und Tony fahren weiter.
Bei einem Parkplatz auf einer Passhöhe will ich ein Foto machen. Als ich das Motorrad abstelle, wird schon eine chinesische Reisegruppe auf mich aufmerksam und kommt auf mich zu. Alle wollen ein Foto mit mir und dem Motorrad machen, einige Damen wollen gleich mehrere Fotos in verschiedenen Posen.
Nachdem jeder ein Foto mit mir gemacht hat und die Gruppe langsam zurück zu ihrem Bus geht, kommt ein 2. Reisebus an und das ganze beginnt von vorne. Ich bin jetzt vermutlich auf 1000 Fotos im chinesischen Sozial Media, war aber im ganzen eine lustige Angelegenheit.
Ich fahre nach dieser Fotosession weiter und treffe Gerry, Paula und Tony vorm nächsten Checkpoint. Von den Anderen fehlt jede Spur. Wir trinken erstmal einen Kaffee und warten ab. Nach 40 Minuten taucht Samuel und Eloy auf, komischerweise sitzt Lucy jetzt auf dem Motorrad. Irgendwas muss vorgefallen sein.
Unser Fahrer wollte in der Ortschaft auf einmal umkehren und hat alles aus dem Auto geworfen. Die Guides konnten ihn zwar überreden bis zum nächsten Checkpoint weiter zu fahren, Lucy wollte jedoch nicht mehr in dem Auto mitfahren und hat sich daher aufs Motorrad gesetzt.
Nach weiteren 40 Minuten taucht der Rest mit den Guides auf und wir fahren durch den Checkpoint. Hier müssen nun die Guides in ein Taxi umsteigen, da der Fahrer zurück nach Kashgar fährt.
In Tashkurgan angekommen, müssen alle tanken. Dies stellt sich erneut als schwieriger heraus als erwartet. Unsere Guides müssen beim lokalen Polizeiposten eine Sondergenehmigung beantragen, damit wir hier tanken können. Doch selbst mit dieser Genehmigung verweigert uns ein Tankstellen-Angestellter den Zutritt zum Tankstellen Gelände. Nach einer kurzen Diskussion mit unseren Guides ist das Problem beseitigt und wir können endlich tanken.
Nach diesem anstrengenden Tag bin ich froh endlich beim Hotel anzukommen. Später gehe ich noch mit Eloy und unserem Guide etwas essen.
Wir fahren am nächsten Morgen gleich in der Früh zum Zoll. Dort wird erneut das Gepäck kontrolliert und das Motorrad via X-Ray gescannt. Es geht jedoch alles relativ zügig voran. Danach geht es weiter zur Passkontrolle, auch hier läuft alles schnell und stressfrei. Nachdem alle fertig sind, können wir endlich los zum Khunjerab Pass fahren.
Die Strecke dorthin verläuft auf chinesischer Seite lange Zeit relativ flach dahin. Erst in den letzten Kilometer windet sich die Straße auf 4800m. Nach einem letzten Passcheck können wir zum Grenztor von Pakistan fahren. Dort machen wir einige Fotos, die Grenzbeamten verstehen keinen Spaß und fordern uns auf weiter zu fahren.
Von 4800m geht es auf pakistanischer Seite relativ rasch nach unten. Die Straße ist in einem tollen Zustand und die Landschaft einmalig. Nach etwa 40km erreichen wir den ersten Checkpoint. Hier läuft im Vergleich zu China alles super schnell und wir sind sofort fertig. Das selbe gilt für den offiziellen Grenzposten, bei dem Reisepass und Carnet gestempelt werden.
In Sost versuchen wir Sim-Karten aufzutreiben. Leider können Auswärtige hier keine Karten kaufen. Auf der anderen Straßenseite gibt es ein Restaurant, in dem wir Mittagessen. Für unsere spanischen Kollegen ist das Essen hier viel zu scharf, ich finde es hat eine gute schärfe.
Von Sost fahren wir weiter nach Pasu. Die Landschaft ist traumhaft und erinnert mich ein wenig an den Pamir, jedoch gibt es hier eine tolle Straße.